Exklusiv: Die neuen Digital Top 10 der Schweiz sind publiziert

Künstliche Intelligenz (KI) hat in der Immobilienwirtschaft bereits stark an Bedeutung gewonnen. Das belegen die diesjährigen «Digital Top 10», die die besten Innovationen im Immobilienbereich auszeichnen.

Zürich, 16. Januar 2023. KI könnte schon bald zu einer der einflussreichsten Technologien der Bau- und Immobilienbranche werden. Durch das Lernen aus grossen Datenmengen erstellt KI Kostenschätzungen, sie kann Bilder bei Besichtigungen zuordnen und automatisiert die Übertragung grosser Verwaltungsmandate. Auch bei der Planung und Umsetzung von Bauprojekten kann KI künftig eine wertvolle Hilfe sein, indem sie Entwürfe und Varianten vergleicht und im Nu wichtige Kennzahlen zu allen Varianten liefert – quasi in real time.

Eine Fachjury hat aus zahlreichen Eingaben folgende 10 Tools ausgewählt:

KI-Anwendung mit «ImmoEye»

Zu den Gewinnern gehört eine wichtige Erweiterung der bereits bekannten Applikation Wüest Visits: Sie erlaubt es, bei Besichtigungen von Liegenschaften deren wichtigste Eigenschaften wie Zustand, Standard und Materialien digital zu erfassen und auszuwerten. Nun wurde mit «ImmoEye» ein neues, deep-learning-basiertes System entwickelt, das den Inhalt von Liegenschaftsbildern erkennt und so Aufnahmen automatisch taggen und sortieren kann. Diese intelligente Bilderkennung ist von der Datahouse AG entwickelt worden, einer Tochter-Firma von Wüest Partner. Vereinfacht gesagt ist das System «vortrainiert» worden, um vollautomatisch die wesentlichen Informationen aus Bildern zu extrahieren. Damit hält die Digitalisierung bei Besichtigungen in Gebäuden Einzug; die App ordnet die Bilder ganz automatisch verschiedenen Kategorien von Bauteilen zu und erspart mühsames Sortieren (Bad, Küche, Balkon, Heizung etc.).

In Sachen KI sticht noch eine weitere Schweizer Innovation besonders hervor: Das Startup keeValue entwickelte erstmals einen einfach anwendbaren Life Cycle Cost-Rechner. Dazu wird eine Fülle an Daten über Baukosten, Umbau, Betrieb und Unterhalt eingespeist. Komplexe KI- und IT-Komponenten gestatten es, für eine Immobilie sehr umfassend sämtliche finanziellen Aspekte abzubilden – von der Erstellung über den Betrieb bis zum Recycling. Das in dieser Art neue Tool erfasst unter anderem die Planungs- und Erstellungskosten, die jährlichen Betriebskosten sowie die über den Lebenszyklus eines Gebäudes anfallenden Erneuerungskosten.

Schon jetzt und auch in Zukunft wird KI wohl noch manchen Vorgang revolutionieren: Bereits in der Praxis erprobt ist die Innovation mit dem Namen «Digitaler Mandatszugang» des Immobiliendienstleisters Verit. Hier leistet KI einen wertvollen Dienst, um grosse Mengen an Dossiers bzw. Dokumenten zu bewältigen. Das ebenfalls mit dem Prädikat «Digital Top 10» ausgezeichnete Projekt digitalisiert den Wechsel grosser Verwaltungsmandate von einem Dienstleister zu einem anderen.

Alltägliche Vorgänge erleichtern

Zu den Gewinnerinnen und Gewinnern gehören auch Innovationen bzw. Startups, die in der Breite wirken und in der alltäglichen Anwendung sehr wertvoll sind: Dazu gehört zum Beispiel die Siresca-App. Das Schweizer Unternehmen gleichen Namens hat in aufwändiger Entwicklungsarbeit ein Tool auf den Markt gebracht, das den Arbeitsalltag von Elektroinstallateuren wesentlich erleichtert – es ermöglicht hochpräzises und effizientes Arbeiten. Mit der Augmented-Reality-Funktion werden Masse, Positionen und Planunterlagen direkt über die Situation vor Ort gelegt.

In eine ähnliche Richtung geht die App Fieldwalk der GD Solutions AG: Sie gewährleistet die Orientierung im Gebäude und den direkten Zugriff auf das BIM-3D-Modell. Bilder – etwa zur Dokumentation von Mängeln – können dank KI erfasst und automatisch mit dem 3D-Modell verknüpft werden.

Automatisierte Planung

Die Fachjury nominierte gleich mehrere Innovationen aus dem Bereich Planung, Entwurf und Stadtentwicklung. Nehmen wir das Beispiel namens spacing von Basler & Hofmann: Das Tool liefert kurz gesagt eine automatisierte Planung der Gebäudetechnik von Wohnbauten. Im Kern ist spacing ein digitales Planungstool, welches die technische Machbarkeit von Entwürfen validiert, den Raumbedarf für die Gebäudetechnik optimiert und so die Nutzflächen maximiert. Es ist als Betaversion bereits im Einsatz. In wesentlich kürzerer Zeit als mit konventionellen Planungen ermitteln Algorithmen (generatives Design) unzählige Varianten, ermöglichen Evaluationen und die Empfehlung von Bestvarianten.

Ebenfalls in die Digital Top 10 kommt das Projekt Early Stage Design von Gruner. Es verspricht nicht mehr und nicht weniger als eine «echte workshop-basierte Zusammenarbeit an einem zentralen 3D-Modell mit integrierter Ingenieursanalytik und Echtzeit-Reporting für schnellere Ergebnisse.» Der Trend geht offenbar klar in die Richtung, dass die Digitalisierung die ganzen Planungsprozesse und die Projektentwicklung deutlich verbessert und voranbringt. Dies illustriert auch ein Referenzbeispiel des Zürcher Startup vyzn AG: Die neu entwickelte Webplattform gestattet schon in einer frühen Projektphase automatisierte Auswertungen zu Kosten, Flächen und Ökobilanz.  Es lassen sich unterschiedliche Gebäudegeometrien und Bauteilaufbauten prüfen und Simulationen erstellen.

Impuls für bessere Raumplanung

Ewas Ähnliches realisierte Kaulquappe bei der Transformation eines Industrieareals – digitale Tools und eine zentrale Datenablage verbessern die Planung und ermöglichen fundierte Entscheidungsgrundlagen. Mit dem Aufbau eines digital city twins für dieses Areal in Basel ergibt sich eine neue Kultur digitaler und vernetzter Daten über den ganzen Lebenszyklus.

Eine andere Eingabe von der Firma Cont-S bringt einen wichtigen Impuls für die Raumplanung:  Im Kern geht es darum, die bisher sehr konventionelle Zonenplanung von Gemeinden zeitgemässer zu gestalten und zu digitalisieren. Mit der Innovation «UrbanVision»  können sich künftig alle Beteiligten anhand eines dreidimensionalen, digitalen Modells orientieren. Die Arbeit an einem GIS-basierten 3D-Modell eröffnet ganz neue Perspektiven in der Raum- und Stadtentwicklung.

Fazit: Gebäude und Räume neu denken

Mit dieser Fähigkeit, Prozesse zu rationalisieren und die Genauigkeit in Projektentwicklung und Planung zu verbessern, könnte diese Technologie in naher Zukunft die Bau- und Immobilienbranche revolutionieren. Jedenfalls werden KI und die voranschreitende Digitalisierung die Art und Weise beeinflussen, wie wir über Gebäude und die Schaffung von Lebensräumen denken.

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