Digital Top 10 Projekte 2017

In der Bau- und Immobilienwirtschaft setzt man sich intensiv mit dem digitalen Wandel auseinander. Die exklusive Auswertung «Digital Top 10» zeigt Referenzprojekte.

Autor: Jürg Zulliger / Dr. Peter Staub

Recherche, Auswertung und Auswahl der «Digital Top 10» entstand in einer Zusammenarbeit zwischen der "Handelszeitung" und dem Beratungsunternehmen pom+. Die Auswahl stütz sich auf Angaben von Investoren Dienstleistern der Branche. Die Ergebnisse werden regelmässig in der "Handelszeitung" und am Digital Real Estate Summit publiziert.

Die TOP Digital Real Estate Referenzprojekte

Der Wohnungskonfigurator

Aglaya, Rotkreuz. Auf dem SuurstoffiAreal von Zug Estates stehen derzeit 85 Eigentumswohnungen ab Plan zum Verkauf. Mithilfe des digitalen Wohnungskonfigurators lassen sich Varianten der Wohnungen durchspielen: die gleiche Wohneinheit etwa als Loft oder als klassische 4,5-Zimmer-Wohnung. Weiter stehen verschiedene Stile und Interieurs für den Innenausbau zur Auswahl. Damit hat der Kunde quasi eine Dienstleistung, die der Beratung eines Innenarchitekten und eines Lichtplaners entspricht. Die Wohnungsvariante kann exportiert und mit der Gebäudeplanung verknüpft werden.

 

Mehr Tempo auf Baustelle

Andreasturm, Zürich. Direkt am Bahnhof Oerlikon ist der 80 Meter hohe Andreasturm im Bau. Die Lage zwischen den Gleisanlagen stellt hohe Anforderungen an die Baulogistik. Während früher der Baumeister den Bedarf an Beton oder sonstigen Materialien geschätzt hat, stützt er sich hier auf BIM: Dank der Digitalisierung sind die pro Tag nötigen Lieferungen und Lastwagenfahrten leicht zu simulieren und präzis planbar. Dies lässt sich mit Informationen über das Verkehrsaufkommen kombinieren, weil die Anfahrtszeit bei Stosszeiten länger dauert als zu den übrigen Tageszeiten.

 

E-Concierge ist Realität

Axa Winterthur. Bis im November ist der Neubau Obstgarten in Gattikon bei Thalwil (Bild) mit 41 neuen Mietwohnungen fertiggestellt. Die neue Obstgarten-App läuft auf verschiedenen Plattformen und Smartphones. Sie dient der Vernetzung, verkürzt die Kommunikationswege und umfasst auch ein 3D-Modell der Wohnungen. Gewisse Anliegen können nun rund um die Uhr deponiert werden. Die vom ETH-Spin-off Allthings entwickelte App nutzt die neueste Technologie, um aus der Interaktion mit Kunden zu lernen und den Service zu verbessern. Die App ist als «E-Concierge» definiert.

 

Smart Home für Neu-/Altbau

Digitalstrom. Hinter der schweizerischdeutschen Firma steht der Zürcher Bauunternehmer Balz Halter. Digitalstrom ist eine in der Praxis bereits oft eingesetzte Vernetzung verschiedener Geräte und Gebäudeteile. Die Geräte werden über ein Element im Sicherungskasten angesteuert. In Neubauten kann diese digitale Infrastruktur von vornherein verbaut werden, so gehört sie im Hard Turm Park Zürich (Bild) von Halter von Anfang an dazu. Die Wohnungen stellen sich auf die Bedürfnisse ihrer Bewohner ein und integrieren technische Neuerungen wie Sonos-Audioanlagen oder Alexa.

 

Roboter fertigt Holzdach

ETH Zürich / Erne AG Holzbau. Ein Blick in die doppelstöckige Halle des Arch-TecLab an der ETH Hönggerberg genügt: Die komplexe Deckenform kann nur ein Computer designt haben (digitales 3DModell). Das Holzdach spannt sich wie ein Baldachin über die Halle. Rund 50 000.handelsübliche Holzlatten formen ein 2300 Quadratmeter grosses Gewebe mit Linien, die sich leicht wellen. Das Holzdach ruht auf Stahlträgern. Ein Roboter hat das Dach vorgefertigt: Er hat sich in der Vorfabrikationshalle die Holzlatten geschnappt, sie auf dem Boden ausgelegt und zu Trägern aufgebaut.

 

Cleveres Energie-Monitoring

Greencity, Zürich Greencity wird 731 Wohnungen sowie Gewerbe- und Bürogebäude für 3000 Arbeitsplätze umfassen. Dank einem digitalen Energie-Monitoring sehen die Nutzer in Realtime den laufenden Energieverbrauch. Die von der Firma Allthings entwickelte GreencityApp stellt die Daten dar. Sie dient zugleich der Vernetzung der Einwohner, bietet eine Tauschplattform, informiert über den ÖV, ist eine Datenbank mit wohnungsspezifischen Bedienungsanleitungen und erleichtert die Kommunikation zwischen Einwohnern, Nutzern und der Liegenschaftsbewirtschaftung.

 

Smarte Raumbelegung

Locatee. Die Schweizerische Post mit Post Immobilien M&S ist Eigentümerin und Betreiberin von rund 1000 Immobilien. Im neuen Hauptsitz in Bern ermittelt die Software Locatee praktisch in Echtzeit die Belegung der Arbeitsplätze im ganzen Gebäude. Auf einem Dashboard am Eingang ist der aktuelle Status der Belegung sichtbar. Die Belegungsdaten tragen massgeblich zu einer effizienteren Nutzung der Arbeitsplätze im Desk Sharing bei. Zugleich werden die Daten an das Personalrestaurant weitergemeldet, was die Planung von Menüs und benötigten Mengen erheblich verbesSert.

 

Online-Bewerbungen

Privera. Im November 2016 hat Privera ein Pilotprojekt lanciert: den digitalen Bewerbungsprozess für Mietwohnungen. Im Rahmen des Pilotversuchs in einigen ausgewählten Regionen sind bis jetzt rund 600 Wohnungsbewerbungen digital eingegangen. In rund 100 Fällen wurde der Prozess bis hin zur Wohnungsvergabe vollständig über diesen Kanal abgewickelt. Über einen Reiter im Online-Inserat gelangen Interessenten auf die Plattform. Das Projekt entstand aus einer Kooperation mit der Berner Softwareanbieterin Garaio und dem Jungunternehmen flatfox.

 

Entwerfen mit Computern

Slik Architekten. Bei einem ApartmentKomplex in den Niederlanden stellte sich zum Beispiel das Problem geringer Gebäudeabstände. Um die Aufgabe zu lösen, entwarf Steffen Lemmerzahl von Slik Architekten in Zürich ein parametrisches beziehungsweise geometrisches Fassadenteil, das seine Masse ändern, sich nach allen Seiten hin kippen und unterschiedlich weit auskragen kann. Damit errechnete der Computer Lösungsvarianten für die komplexe Aufgabe anhand der vorgegebenen Bedingungen. Ein neueres Referenzbeispiel ist das Parkhaus P10 für den Flughafen Zürich (Bild).

 

Durchgängiger BIM-Prozess

Werk 1, Winterthur. Implenia entwickelt auf einem fünf Hektar grossen ehemaligen Industrieareal, Werk 1, einen neuen, nachhaltigen Stadtteil (2000-WattAreal). Im Rahmen des Architektur-Konkurrenzverfahrens hatten die beteiligten Büros auch ein BIM-Modell einzureichen. Die Jury nutzte dies zur Bewertung der Wettbewerbsbeiträge, es war aber zugleich der Grundstein für einen durchgängigen BIM-Prozess. Dank BIM können die hohen Anforderungen an das Raumprogramm, die Kosten und die Nachhaltigkeit während des Planungs- und Realisierungsprozesses sichergestellt werden.

 

 

 

 

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